Tröste dein inneres Kind – damit du als Erwachsene lachen kannst

Wer keine innere Heimat hat, kann sie auch nicht im Außen finden.“ So simpel beschreibt die Psychologin Stefanie Stahl, warum wir im Leben oft nicht richtig „ankommen“ und unser Glück finden. Doch wie finden wir innere Heimat?

Manchmal stoßen wir auch mit unseren Gebeten und unserer Spiritualität an eine unsichtbare Grenze. Weil es in uns eine Tiefenschicht gibt, die für uns selbst oftmals unsichtbar bleibt: tief verankerte Prägungen, Glaubenssätze und Ängste aus unserer Kindheit. Zu einem gesunden Wachstum kann deshalb die Auseinandersetzung mit unserem „inneren Kind“ helfen.

Das „innere Kind“ beeinflusst unser Denken, Fühlen und Handeln

Das „innere Kind“ ist die Summe unserer Prägungen, sowohl der guten wie der schlechten. Weil das meiste davon im Unterbewusstsein sitzt, sitzt auch unser inneres Kind im Unbewussten. Was aber nicht heißt, dass wir es nicht bemerken: Denn es macht im Alltag ständig auf sich aufmerksam. Durch plötzlich auftauchende Gefühle, die manchmal der Situation nicht angemessen sind – z.B. wenn wir wegen einer Kleinigkeit explodieren (oder, wenn wir uns das nicht trauen, implodieren). Oder dem starken Wunsch nach Anerkennung durch jemand anderes, obwohl unser Verstand uns sagt, dass wir das gar nicht nötig haben. Das „innere Kind“ in unserem Inneren beeinflusst unser gesamtes Denken, Fühlen und Handeln. Es ist also einerseits klein und unscheinbar, andererseits unglaublich mächtig.

Warum sich mit dem „inneren Kind“ beschäftigen?

Nur was wir an die Oberfläche holen, können wir annehmen, besänftigen, trösten, entwickeln. Wenn wir mit unserem inneren Kind Verbindung aufnehmen, verstehen wir endlich, warum wir in bestimmten Situationen auf bestimmte Weise fühlen und handeln. Das ist auch für Paarbeziehungen ein unglaublicher Schlüssel! Aus einem Angriff („Nie kaufst du mir Blumen!“) kann so ein ehrliches Statement werden („Ich fühle mich verletzt, weil du mir keine Blumen mitgebracht hast. Es fühlt sich gerade so an wie damals als Kind, als meine Bedürfnisse ständig untergingen, weil meine Eltern mit eigenen Sorgen beschäftigt waren.“), das im anderen kein Gegenangriff auslöst.

Wenn ich lerne, aus Sicht meines inneren Kindes zu sprechen, kann ich dann auch leichter in den Erwachsenen-Modus umschalten und beides miteinander ins Gespräch bringen. Der „innere Erwachsene“ entspricht dem rationalen Verstand und unserem Denken, mit dem wir dann vernünftige Entscheidungen treffen und sinnvoll handeln können. Wenn wir lernen, unser „inneres Kind“ zu spüren und in angespannten Situationen mit ihm zu sprechen, es anzunehmen und zu trösten, kann dann auch als Erwachsener reagieren und findet Heilung für innere Verletzungen.

Und jetzt – nimm Kontakt auf!

Wenn du tiefer in die Auseinandersetzung mit deinem „inneren Kind“ einsteigen willst, lies am besten das Buch „Das Kind in dir muss Heimat finden“ von Stefanie Stahl (es gibt auch ein Arbeitsbuch dazu). Wenn du sofort loslegen willst, beginne damit, dich deinem Schattenkind zu widmen (das deinen negativen Prägungen entspricht, später kommt das Sonnenkind):

1. Nimm dir ein Blatt Papier (mind. Din-A-4) und male darauf die Silhouette eines Mädchens oder eines Jungen – je nach deinem Geschlecht. Es steht für dein Schattenkind. Als Beispiel sieh dir das Bild unten an.

2. Schreibe links und rechts neben den Kopf „Mama“ und „Papa“ (oder wie du deine Eltern genannt hast)

3. Stelle dir mindestens eine Situation vor, in der du dich als Kind mit deiner Mutter / deinem Vater sehr unwohl gefühlt hast – z.B. übersehen, gekränkt, gedemütigt. Sammle nun Stichworte zu deiner Mutter / deinem Vater, die beschreiben, wie sie waren (zunächst negative Eigenschaften). Welchen Auftrag hattest du als Kind – solltest du einen von beiden glücklich machen, eine Freundin sein,…? Gibt es typische Sprüche deiner Eltern wie „Aus dir wird nie was?“ Schreibe all dies dazu.

4. Male übe deinem Kopf eine Verbindungslinie zwischen deinen Eltern und schreibe dazu, was die schwierigen Aspekte ihrer Beziehung waren, z.B. „Haben viel gestritten.“

5. Spüre hinein, was das Verhalten deiner Eltern in dir bewirkt hat. Welche inneren Überzeugungen (Glaubenssätze) hat es in dir hervorgerufen (egal, ob sie es gesagt haben oder nicht)?

Am Ende geht es nicht nur darum, verborgene Dinge offen zu legen und neue Erkenntnisse über sich zu gewinnen, sondern umzulernen: sich die eigenen Schutzstrategien anzuschauen (Verdrängung, Helfersyndrom, Kontrollstreben, Rückzug,…), mit ihnen zu arbeiten und in einem Prozess das Schattenkind zu heilen, auf dass unser Sonnenkind immer stärker in den Vordergrund treten kann. Dieses „Sonnenkind“ in uns entspricht für mich dem, wozu Gott uns berufen hat: In uns selbst unser Glück (wieder-)zu finden, unseren Frieden, unsere innere Freiheit, unsere kindliche Sorglosigkeit. Ich kann mir gut vorstellen, dass Jesus den Menschen heute dieses Buch schenken würde, wenn er wieder mal irgendwo zum Essen einkehrt.

Habt ihr schon Erfahrungen mit dem „inneren Kind“ gemacht? Erzählt gerne in den Kommentaren davon.

Bild: pexels von Pixabay

2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Hallo Frau Ortmann!
    Das Zitat regt mich sehr zum Nachdenken an, deshalb wollte ich Sie fragen, ob sie mir den genauen Quellenverweis nennen könnten. Die genaue Seitenzahl wäre super, um es als Zitat verwenden zu können und auch andere damit inspirieren zu können.
    Zitat: „Wer keine innere Heimat hat, kann sie auch nicht im Außen finden.“

    Antworten
    • Yvonne Ortmann
      5. November 2021 14:01

      Liebe Anissa, freut mich, dass dich das Zitat zum Nachdenken anregt. Es ist aus dem Buch „Das Kind in dir muss Heimat finden“ von Stefanie Stahl. Leider habe ich das Buch aktuell nicht zu Hause und kann keine Seitenzahl liefern.

      Antworten

Schreibe einen Kommentar zu Yvonne Ortmann Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.
Sie müssen den Bedingungen zustimmen, um fortzufahren.