Deine Zukunft ist deine Vergangenheit. Scheiß Gene = scheiß Leben. Verdorbene Kindheit = armseliges Leben als Erwachsener. Das ist im Wesentlichen die Sicht der Genetik und Hirnforschung von vor 50 Jahren auf unser Leben. Alles Wichtige passiert in den ersten Jahren – als Erwachsene verändern wir uns kaum noch.
Wie deprimierend! Und wie falsch.
Zum Glück sind diese Ansichten heute überholt. Die moderne Neurowissenschaft belegt, dass unser Gehirn lebenslang formbar ist – je nachdem, womit es gefüttert wird. Und welches Futter man gibt, kann man schließlich selbst wählen!
Wir haben einen großen Hang zu dem, was wir bereits kennen und gewohnt sind. In der Spiritualität spricht man vom „Ego“, das sich am Bekannten festklammert, in der Neurowissenschaft sind es die Verdrahtungen unserer Synapsen.
Aber: Es ist kein Urteil „Lebenslänglich!“
Wir können lernen, unser Ego mehr und mehr loszulassen, seine Umklammerungen an unsere bisherigen Erfahrungen sanft lösen. Wissenschaftlich erklärt: Unsere Synapsen können sich neu verdrahten, wenn wir ihnen über längere Zeit ein neues Denken, Fühlen und Handeln zuführen.
Für Mystiker ist das nichts Neues sondern altes Bier. Sie haben diese tollen, modernen Erkenntnisse immer schon gelebt.
Der christliche Mystiker Paulus schreibt vor über 2000 Jahren: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden!“ (2. Kor. 5:17)
Faktoren für Veränderung
Um über unsere Vergangenheit, also das Gewohnte hinauszuwachsen, braucht es:
1.Einen Moment, der uns auf das Neue ausrichtet.
Wir unseren Blickwinkel ändern. Das kann ein berührender spiritueller Moment sein wie bei Paulus. Oftmals ist die Initialzündung aber ein echter Tiefpunkt im Leben, an dem wir endlich bereit sind zu sagen: „Ich muss (will!) etwas ändern!“
Voraussetzung dafür ist das Bewusstsein: „Ich bin nicht auf meine Vergangenheit fixiert! Keine Gene, keine Prägung, kein Trauma, keine Erfahrung kann mich festlegen!“
2. Eine Praxis, mit der ich Schritt für Schritt in mein „neues Ich“ hineinwachsen kann.
Denn die Realität ist erstmal eine andere: Auch nach umwälzenden Momenten der Erkenntnis oder einer besonderen Erfahrung hängen wir noch immer in unserem alten Denken, in alten Selbstzweifeln, in alten Gewohnheiten fest. Bis auf ein paar intensive Momente, in denen wir uns „neu“ fühlen, ist meist überhaupt nichts neu sondern bleibt beim Alten.
Selbst Menschen mit krassen spirituellen Erlebnissen wie einer Nahtoderfahrung werden anschließend nicht zwangsweise zu einem „neuen Menschen“. Auch sie müssen ihre besondere Erfahrung in ihr normales Leben integrieren und einen Weg finden, auf eine neue Art und Weise zu leben.
Eigentlich haben wir in jedem Moment die Chance, NEU zu sein, also auf eine neue Weise zu denken, zu fühlen, zu (re)agieren und unser Leben anzugehen.
In Wirklichkeit hasst ein Teil von uns aber das Neue und wehrt sich gegen Veränderung. Ein Teil von uns zieht jedenfalls nicht mit beim „neu werden“. Und so wird der besondere Erkenntnismoment nur dann zu einer langfristigen Erfahrung, wenn wir durch eine konstante Praxis in etwas Neues hineinwachsen.
Denn es geht darum, unser programmiertes Denken, Fühlen, Sorgen, Ängstigen, Grübeln langsam umzuprogrammieren und dich an dein Neusein zu gewöhnen – bis das Neue irgendwann das Normale ist und nicht mehr das Alte.
3. Mich loslassen und aktiv mitarbeiten
Transformierende Spiritualität ist passiv und aktiv.
Passiv: Etwas geschieht an dir, indem du dich einfach nur hinhältst und nichts tust. Im Moment präsent bist, dich dem Unbekannten hingibst. Dies geschieht z.B. durch Meditation, Kontemplation, Naturerfahrung, Liebe genießen.
Du fängst an, deine Identifikation mit Gedanken, Gefühlen, Plänen etc. loszulassen, bist im Moment und erlebst pures Dasein.
Aktiv: Du fängst an, deine Gedanken und Emotionen bewusst zu beobachten. Findest Wege, beides bewusst zu steuern. Du erkennst Trigger und beziehst sie auf dich selbst (Schattenarbeit). Du forderst dich bewusst heraus, Neues zu wagen und nicht nur alte Muster zu wiederholen. Du entscheidest dich, deine innere Welt zu verändern, um dann deine äußere verändern zu können.
Ist das Arbeit? Ja!
Ob du diesen Weg gehst, hängt davon ab, wie sehr der Schuh drückt, wie groß dein Wunsch nach innerer Veränderung ist und ob du daran glaubst, dass du nicht auf deine vergangenen Erfahrungen festgelegt bist.
Was sind für dich die größten Hindernisse, um dich neu zu erfahren und über deine Vergangenheit hinauszuwachsen?
Bild: geralt / pixabay
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