Darf ich Menschen dazu raten, nicht mehr in die Gemeinde oder Kirche zu gehen?
Wenn es Jesus tatsächlich um den einzelnen Menschen geht (wovon ich überzeugt bin): JA!
Die Sache ist eindeutig und klar, wenn es in einer Gemeinde „sektenähnlich“ zugeht und den Menschen von oben Vorgaben in Bezug auf ihre Lebensführung, Beziehungen, Mitarbeit usw. gemacht wird. Raus da – besser heute als morgen!
Aber wie ist es bei Menschen, die „einfach“ nur das Gefühl haben, sich in ihrem bestehenden Kontext nicht weiter entwickeln zu können? Weil sie – manchmal mehr innerlich als äußerlich – ständig gegen Grenzen rennen?
Gottesvergiftung braucht Heilung
Manchmal hat religiöse Prägung in Menschen eine Art Vergiftung bewirkt. Eine Gottesvergiftung. Eine Jesusvergiftung. Bestimmte Lieder, Texte, Rituale, Floskeln und der „Stallgeruch“ wirken dann wie die Einnahme weiterer, kleiner Gift-Dosen. Was für andere wie Medizin wirkt, wirkt auf ihr System wie Arsen. Und verhindert damit innere Freiheit und Gesundwerden.
Ständig wird ein bestimmtes Gottesbild angetriggert, das man eigentlich loslassen will. Oder das Empfinden, keine eigenen Lebensentscheidungen treffen zu dürfen (oder zu können!). Oder das tief verankerte Gefühl, ständig von Gott und Menschen beurteilt zu werden für die eigenen, hinterfragenden Gedanken.
Gehen, um sich zu finden
Manchmal muss man gehen, um sich neu zu finden.
Für mich ist das Gleichnis vom „verlorenen Sohn“ eher ein Gleichnis der Selbstfindung als der Selbstentfremdung.
Von sich selbst entfremdet ist eher der Sohn, der einfach – aus Angst? Gewohnheit? Bequemlichkeit? – zu Hause bleibt und es dem Vater „recht machen“ will.
Damit meine ich nicht, dass jeder seine Gemeinde oder Kirche verlassen soll!
Aber dass du, wenn du dich auf Dauer eingeengt fühlst in deiner eigenen Glaubensentwicklung, deine Heimat verlassen darfst. Egal ob es das Elternhaus, die Gemeinde oder das Jugendwerk ist.
Du hast die Erlaubnis! Vielleicht werden Menschen gekränkt sein. Gott nicht.
Jesus hat heraus-gerufen. Heraus aus dem Bestehenden. Heraus aus dem Gewohnten. Vor allem dann, wenn es zu sehr festgehalten hat.
Bild: TanteTati/Pixabay
7 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Danke! 🙂
Bitte! 🙂
[…] Warum es manchmal gut ist, zu gehen… […]
Vielleicht könnte man sagen, dass es gut ist, in eine Kirche geboren zu werden. Für ein Kind kann das die bloße Sicht, dass es noch mehr gibt, eröffnen. Und wenn man noch Staunen kann, wirken die Festtage ganz intensiv.
Nicht gut wäre es aber, in einer Kirche zu sterben. Es geht um etwas Innerliches, und das ist immer subjektiv. Eine Kirche ist objektiv, und daraus kommt das Beengende. Wenn jemand aus diesem Grund die Kirche verlässt, sollte das gefeiert werden, weil der Einzelne sich aufmacht und die Wahrheit nunmal subjektiv ist und nur von jedem selber erfahren werden kann.
Interessanter Gedanke!
Ja, sehr oft braucht es Heilung von durch Religion geschlagenen Wunden, und sicher kann da Absatnd sehr heilsam sein. Aber es sind typischerweise veraltete Gottesbilder, aus den die Verletzungen heraus geschehen. Deshalb hilft es auch, die eigenen Gottesvorstellungen weiter zu entwickeln – was auch zu einem gewissen intellektuellen Stolz (nicht Arroganz) gegenüber der im Alten verbliebenen Kirchengemeinden führen darf. Ich empfehle hierzu das Lesen z,B. der Bücher „Gott 9.0“ und „Universal Christ“ (auf dt.: „Alles trägt den einen Namen“). Sowohl auf evangelischer als auch auf katholischer Seite wächst viel heilsames Neues!
Danke, Jörg, ich empfehle die Bücher ebenfalls! 🙂